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Die Ankunft Kaum hat er den Berg verlassen, geht es abwärts. Steil abwärts. Wie auf einer großen Rutschbahn. Nur, dass diese Rutschbahn keinen Rand zum Festhalten hat. Nelson dreht sich um seine eigene Achse. Nochmal und nochmal. Und das, nachdem er so viel gegessen hat. Ihm wird schlecht. Immer schneller rast er den Berg hinunter. Von weitem dringt noch ein dünnes „Uups, das habe ich vergessen zu sagen“ in seine Ohren. Dann wird ihm schwarz vor Augen. Einzig der Boden scheint es gut mit ihm zu meinen. Der ist nämlich weich und riecht nach Vanille. „Hallo, aufwachen“. Das ist das Nächste, was er wieder wahrnimmt. Jemand rüttelt ihn an der Schulter. Nelson dreht sich auf den Rücken und öffnet die Augen. Die Sonne blendet ihn. Und ihm ist immer noch schlecht. Was ist nur passiert? Ein junges Mädchen, etwa in seinem Alter, schiebt sich vor die Sonne. Rote, lange, lockige Haare zu einem dicken Zopf geflochten. Typ widerspenstig. Würde sie das Haar offen tragen, wäre ihr Kopf wahrscheinlich drei Mal so groß. Und sie hat Sommersprossen. Große grüne Augen und ein sehr buntes Kleid. Zu bunt für seinen Geschmack. Nelson kann sich nicht erinnern, dieses Mädchen zuvor schon einmal gesehen zu haben. Und eigentlich kennt er alle Mädchen aus seiner kleinen Stadt. Wo zum Teufel ist er? Er tastet sich ab. Es scheint nichts gebrochen zu sein. Trotzdem spürt er jeden Knochen. „Ich heiße Rosina“, stellt sich sein Gegenüber vor. „Und wer bist du?“ „Nelson“, sagt er knapp und muss aufpassen, dass er nicht rülpst. Sein Bauch fühlt sich an wie ein riesiger Ballon, der unter Druck steht. Außerdem tut sein Kopf weh. Und seine Rippen auch. „Und wo kommst du her, Nelson? Und wie bist du hierher gekommen und seit wann bist du da?“ Das Mädchen mit dem merkwürdigen Namen will alles wissen und kennt anscheinend keine Gnade. Sie sieht doch, dass es ihm gerade nicht so gut geht. „Ich weiß es nicht“, stöhnt Nelson. „Kann mich nicht so richtig erinnern. Durch einen weißen Berg. Ich musste essen. Und dann bin ich hinunter gefallen.“ Er hält sich seinen Bauch. „Du hast zu viel gegessen?“ „Ich glaube ja“, antwortet Nelson. Dieses Mal muss er rülpsen. Er kann es nicht zurückhalten. Oberpeinlich. Vor einem vollkommen fremden Mädchen rülpsen. Au weia. Seine Schwester würde ihn jetzt kalt machen. Das Mädchen holt eine Tasse aus seinem Rucksack, den es geschultert hat. Dann verschwindet es hinter einer Hecke und kehrt nach wenigen Minuten zurück. Aus der Tasse dampft es. „Hier ist ein Pfefferminztee. Der hilft sofort“, sagt es und reicht ihm die Tasse. Nelson nimmt einen Schluck. Schmeckt nach Krankenhaus. „Wohnst du hier gleich um die Ecke?“, will er wissen. „Nein, wie kommst du darauf?“, fragt Rosina. „Na wegen des Tees natürlich. Oder sprudelt der aus der Erde?“, grinst Nelson, dem es bereits etwas besser geht. „Ja klar“, grinst Rosina zurück. „Dort hinten ist eine Teequelle.“ „Verarschen kann ich mich selbst“, mault er zurück, als plötzlich die Erinnerungen über ihn herfallen wie Mücken über eine Kuh. Er erinnert sich an alles. Haargenau. Wie ein Film beginnt die Geschichte in seinem Kopf abzulaufen. Er schaut Rosina mit großen Augen an und sagt: „Setz dich mal, ich erzähle dir alles!“ Rosina macht es sich neben ihm bequem. Nelson holt tief Luft und fängt an. Und das ist ihm passiert:
 Urban zieht seinen fetten Hund hinter sich her. Es regnet in Strömen. Irgendwann wird er ihn auf ein Skateboard stellen müssen. So macht das keinen Spaß mehr. Keinem von beiden. Wenn er ihm doch nur das Fressen abgewöhnen könnte. Aber das Vieh macht vor nichts halt. Letzte Weihnachten hat es eine komplette Tagesproduktion von seinen Hafer-Rosinenbrötchen vernichtet. In einer Stunde. 2 Pfund Butter, ein ganzes Kilo Mehl und eben so viel Zucker. Dazu die Rosinen und Haferflocken. Jeder andere wäre geplatzt. Aber nicht diese Töle. Zum Dank hat er noch in die Wohnung gekackt. Das war ́s. Unglaublich. 
Und der Tierarzt hat nichts Besseres zu sagen, als dass er mehr Bewegung braucht. Seine Frau weigert sich, mit ihm auf die Straße zu gehen. Weil er einmal vor dem Supermarkt der alten Hexe aus dem Nachbarhaus den Braten aus der Tasche geklaut hat. Das war ein Theater. Urban hummert in sich hinein. Zu gerne wäre er dabei gewesen. Als Zuschauer. „Komm schon, Bilbo“, schnauzt er und zieht an der Leine. Aber die 40 kg auf vier Pfoten bremsen und schnuppern an einer alten Dose. Irgendwann erreichen sie den Waldrand. Der Regen ist etwas leichter geworden. Unter dem dichten Blätterdach ist er kaum mehr zu spüren. Hier kann er seinen Hund von der Leine lassen. Zum Weglaufen ist er zu faul, und kein Förster auf dieser Welt wird in ihm eine Gefahr für andere Tiere sehen. Im schlimmsten Fall einen Gnadenschuss. Um ihn von seinem Leid zu erlösen. Gerade will er die Büsche beiseite drücken, als von hinten eine Stimme ertönt. „Leidet ihr Hund an einer Stoffwechselkrankheit?“ Ein Unbekannter nähert sich. Sicher ein Norddeutscher, der Berge und Wälder sehen will. Einheimische verirren sich eher selten in diesen verfilzten Wald. „Nein, der gehört einer gehbehinderten Frau“, faucht Urban zurück. „Ich führe ihn nur aus.“ „Saupreiß, verdammter“, murmelt er. Fast wäre er ertappt worden. Er wird sich in Zukunft besser umsehen müssen, bevor er in die Höhle steigt.  Kurt beschließt, seine Dorfrunde zu gehen. Schauen, ob alles in Ordnung ist. So nennt er es auf jeden Fall. Als allererstes wird er bei Fingerkleins vorbeischauen. Zufällig, will er fast behaupten. Er braucht jetzt etwas Abwechslung. Nele hat ihn heute versetzt. Sie hat ihre hässliche Schwester zur Quelle geschickt. Und die hat ihn auch noch gefragt, ob er sie begleiten könnte. Wegen des Schweines hat sie gesagt. Frechheit. Kein noch so wildes Trüffelschwein hätte den Mut sie anzugreifen. Das hat sich sicher Nele ausgedacht. Dieses Biest. Aber Kurt hat Geduld. Und die Kontrollrunde war eine gute Ausrede. Also ist er losmarschiert. Fingerkleins wohnen im Haus ganz oben im Dorf. Ein großes Haus und reich verziert. Das schönste Haus im Dorf, sagt man. Hat er alles selbst gemacht, der Herr Künstler. Ein überheblicher Mensch. Denkt, er weiß alles. Aber das tut er nicht. Kurt grinst böse. Er weiß Dinge, von denen Paul Fingerklein keine Ahnung hat. Er hat Bekanntschaften zu Wesen, die der hohe Herr noch nie gesehen hat. Von weitem schon sieht er Rosina und den Neuen. Sie schlendern zu einem hohen Baum und setzen sich in dessen Schatten. Kurt nimmt sein Fernrohr und schaut hinüber. „Dachte ich es mir doch“, murmelt er. „Das lästige Insekt ist auch dabei.“ Er verstaut das Fernrohr in seinem Beutel und schlendert hinüber. Nachdem er sich überzeugt hat, dass Paul Fingerklein nicht in der Nähe ist. 
„Guten Morgen, Heinrich!“, hört Nelson es hinter sich zischen und duckt sich instinktiv. Als er sich umdreht, starrt ihn ein unheimliches Gesicht mit einer durchgehenden Augenbraue und einer Narbe unter dem linken Auge an. „Willst du mir deine neuen Freunde nicht vorstellen?“, zischt die Person weiter. Gesummse wechselt die Farben. Von blau zu grün und von grün zu weiß. Schnell fliegt er ein paar Meter zurück. „Kurt, was machst du denn hier?“, stottert er, sofern Insekten überhaupt stottern können. „Zufällig, ganz zufällig komme ich hier vorbei“, zischt das Böse und verzieht seinen Mund zu einem Grinsen. „Ich nehme an, dies ist Rosina, die kleine Tochter vom Hausherrn. Und wer ist der junge Mann?“ „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht!“, fährt ihn Rosina scharf an. Sie hat sich als erste wieder unter Kontrolle. „Aber mein Vater sagte just beim Frühstück, er würde gerne ein Wörtchen mit Ihnen reden. Ich werde ihn gleich holen.“ Und damit dreht sie sich in Richtung Haus und ruft so laut sie kann nach Paul. „Nicht nötig, du dummes Ding“, zischt Kurt. „Ich komme wieder.“ Und mit diesen Worten sucht er das Weite. „Oh Gott, was war das denn?“, fragt Nelson, nachdem er sich von dem Schreck erholt hat. „Mein Fehler“, gesteht Gesummse. „Ich habe ihn als allererstes um Hilfe gefragt. Ich dachte, er wäre noch immer mein Freund. Das war Kurt Besenbinder.“ „Der ist dein Freund? Da habe ich nettere Feinde als den“, stöhnt Nelson. Sein Herz rast noch immer.  „Die Geschichte, ja. Wo waren wir stehen geblieben?“, fragt Gesummse ganz unschuldig. „Sie wollten sich am Brunnen treffen um aufzubrechen“, sagt Nelson. „Und alles, was gesagt werden musste, war gesagt. Ausnahmslos alles.“ „Der Brunnen. Genau. Es war der Lakritzbrunnen mit den verschiedenen Geschmacksrichtungen. Habe ich das schon erwähnt?“, kichert Gesummse.  „Jaaaaaaa“, kommt es aus beiden Mündern gleichzeitig. „Gut“, fährt Gesummse fort. „Mein Großvater hatte sich also entschieden. Für die Weiterreise. Trotz des heranziehenden Winters. Aber egal wie er sich entschieden hätte, es wäre für einen Teil der Gruppe das Richtige und für den anderen Teil das Falsche gewesen. Doch alle hatten ihn zu Beginn zum Koordinator gewählt und auch versprochen, ihm zu vertrauen und gehorchen. Also akzeptierten sie seinen Beschluss in der Annahme, er hätte gute und vor allem die richtigen Gründe dafür. Sie packten ihre Sachen und trafen sich am Brunnen. Der Biologe kam zuletzt. Er war voll bepackt und ging ziemlich gebeugt. Der Bergsteiger - er war der Kräftigste unter ihnen und er hatte ohnehin wenig zu tragen - nahm ihm die schwersten Sachen ab. Sonst wären sie nicht weit gekommen. Diese Geste schweißte die beiden zusammen. Sie sollten Freunde fürs Leben bleiben. Der Koch war jung und kräftig. Und er wollte ein neues Leben. Nicht, dass er mit seinem alten unzufrieden gewesen wäre. Soweit mein Großvater wusste, hatte er einen guten Ruf und war ein Fachmann auf seinem Gebiet. Aber er hatte Fantasien, die er verwirklichen wollte. Und keine Kraft ist stärker als die Sehnsucht nach etwas Besserem. Außer die Kraft der Verzweiflung vielleicht. Aber die würden sie erst später verspüren. So zogen sie also los, die fünf. Die Sonne ging auf und die Temperatur war gnädig. Es schien ein schöner Tag zu werden und alle hofften, das Wetter hätte Erbarmen. Zumindest für die nächsten zwei, drei Wochen. Länger wollten sie nicht bleiben. Den Schilderungen der Einheimischen nach war der Weg zum Fuß des Lakritzgebirges nicht allzu weit. Und die Sümpfe, die sie durchqueren mussten, nicht allzu weich. Denn in der Winterszeit waren sie zwar nicht gefroren, aber auch bei weitem nicht so gefährlich wie im Frühjahr nach der großen Schmelze. Die alten Weiber beteten für sie und die jungen Männer klopften ihnen auf die Schultern und versprachen ein Fest, sobald sie zurück waren. Die Stimmung stieg und sie machten sich auf den Weg. Großvater zuerst. Sein Büchlein in der Hand. Darin zeichnete er den Weg, den sie gingen, ein. Und jeden Ort, der ihm von Bedeutung schien. Jeden Platz, an dem sie hielten. Und auch jede Gefahr, der sie begegneten. Zuhause wollte er eine Übersicht anfertigen. So wie es Paul nun getan hat. Sie verließen das Dorf wie eine ganz gewöhnliche Reisegruppe von fünf Männern. Es wurde erzählt und gelacht. Gespaßt und gealbert. Die erste Pause machten sie unter einem Baum, der noch Äpfel trug. Das sahen sie als gutes Zeichen, was die Witterung anging. Kein Apfelbaum trägt Früchte im Winter. Das Wetter würde halten und ihre Expedition ein Erfolg werden. Vergessen waren die Warnungen, verdrängt die untrüglichen Zeichen. Sie aßen und tranken und wanderten dann weiter, bis die Sonne unterging. Schnell waren die Zelte aufgeschlagen und das Feuer entzündet. Über den Flammen wurde gegrillt und das Stockbrot gebacken. Der Koch erwies sich als ein Meister seines Fachs. Auch später noch konnte er aus fast nichts ein köstliches Mahl zaubern. Besser noch als es die meisten der vier anderen je gegessen hatten. Er vollbrachte wahre Wunder und hielt so die Stimmung immer oben. Und wenn sie, aus welchem Grund auch immer - und glaubt mir, sie sollten noch viele Gründe erhalten - zu kippen drohte, bat er meinen Großvater, eine Rast einzulegen. Der Bergsteiger machte ein Feuer und der Koch verschwand für kurze Zeit, um Nahrungsmittel zu suchen. Kehrte er dann mit vollen Händen zurück, so waren sie alle bereits gut gelaunt. Begann er zu kochen, so wurde die Stimmung fröhlich. Wenn er seine Gewürze hervorholte, wurden sie euphorisch und wenn er dann zu Tisch bat und die ersten Bissen gegessen waren, brach ein wahrer Jubel aus. Alle Sorgen waren vergessen. Keiner spürte mehr die Kälte oder die Verzweiflung. Und das schaffte ein einziger Mann ganz alleine. Der Koch. Ein Zauberer der Küche. So pflegten sie ihn zu nennen, wenn er es wieder einmal geschafft hatte, sie zu motivieren. Und während sie aßen, erzählte er ihnen von seinen Visionen über neue Formen der Lakritze und deren Verwendung und welche Köstlichkeiten er damit erstellen konnte. Und jeder, selbst der langweilige Geologe, konnte es auf seiner Zunge schmecken. Und alle wollten sie versuchen, die neuen Kompositionen. Auch deshalb ging es immer wieder weiter mit der Expedition. Alleine die Vorstellung eines neuen, noch nie gegessenen Gerichtes, zubereitet von der begnadeten Hand dieses Zauberers, weckte frische Energie und neue Hoffnung in jedem von ihnen. So war auch der erste Abend der Höhepunkt des Tages. Die Nacht war ruhig und erholsam. Der Bergsteiger träumte von den Gipfeln. Der Biologe von einer neuen Entdeckung und der Koch von den Kräutern und Gewürzen. Der Geologe hielt seine Steine in der Hand. Nur mein Großvater saß lange wach und plante den nächsten Tag. Was sie erwarteten könnte und ob das Wetter weiterhin hielt. Er war der einzige, der sich noch Sorgen machte. Vor ihnen lag der Lakritzsumpf. Da der Sommer sehr trocken gewesen war, müsste er passierbar sein. Er hoffte, der Regen der letzten Tage hatte ihn nicht aufgeweicht. Irgendwann schlief auch er ein. Der nächste Morgen war schön und die Sonne bereits aufgegangen. Sie aßen ein wenig und machten sich dann gleich auf den Weg. Der Tag würde anstrengend werden und sie wollten noch heute den Fuß des Lakritzgebirges erreichen. Und dort dann ihr Basislager einrichten. Von da aus würden sie ihre eigentliche Expedition starten. Bald schon kamen sie am Lakritzsumpf an. Der Geologe hatte Recht gehabt. Der trockene Sommer hatte den Sumpf ziemlich ausgetrocknet. So konnten sie ihn fast trockenen Fußes durchqueren. Nur mit einem hatten sie nicht gerechnet. Den Schlammspringern. Ein Schlammspringer ist so groß wie ein ausgewachsenes Schwein und ziemlich schnell. Er lebt normalerweise tief unten im Sumpf und ernährt sich von heruntergefallenen und abgesunkenen Früchten. Doch dieses Jahr war alles anders. Der Sumpf war geschrumpft und enthielt kaum Lakritze. Deshalb gab es nur wenige Früchte und die Schlammspringer hatten Hunger. Und als sie die Erschütterungen der Wanderer hörten, kamen sie an die Oberfläche. Als sie nahe genug waren, katapultierten sie sich aus dem Sumpf und versuchten die Gefährten hinein zu stoßen. Dort würden sie unweigerlich untergehen und die Schlammspringer könnten sie verzehren. Mein Großvater aber war weise genug, darauf zu bestehen, dass sich alle mit dem Seil zusammenbanden. Der Koch wehrte sich mit seinen Pfannen und Töpfen, der Geologe warf seine wertvollen Steine nach ihnen und der Bergsteiger benutzte sein langes Messer. Nur der Biologe machte sich Notizen. Schließlich handelte es sich um eine bisher nicht beschriebene Spezies. Mit Mühe konnten sie sich auf dem Weg zu halten. Immer wieder wurde einer von Ihnen getroffen und musste aus dem Sumpf gezogen werden. Den Biologen hätten sie fast verloren. Ein Schlammspringer lag auf ihm und versuchte ihn in die Tiefe zu drücken. Doch das beherzte Eingreifen seines Freundes, des Bergsteigers, konnte ihn noch retten. Er stach mit seinem Messer auf das Vieh ein, bis es abließ. Irgendwie schafften sie es aus dem Sumpf heraus. Am Rande ließen sie sich erschöpft ins Gras fallen. Sie konnten nicht mehr. Das war der härteste Tag bisher. Deshalb beschlossen sie bereits am frühen Nachmittag, ihr Lager aufzuschlagen und morgen ans Lakritzgebirge vorzudringen. Sie rollten ihre Decken aus und der Bergsteiger machte ein Feuer. Der Koch und der Biologe dagegen wagten sich noch einmal zurück zum Sumpf. Hielten sich aber in sicherem Abstand zu den Springern. Beide waren auf der Suche nach etwas Neuem. Der Geologe trauerte seinen Steinen hinterher. Aber er konnte auf dem Rückweg neue sammeln. Nur untersuchen konnte er sie jetzt nicht. Und in einem Sumpfgebiet gibt es keine Steine. Mein Großvater zeichnete alles fein säuberlich in sein Büchlein ein und beschrieb die Schlammspringer. Als es dann dunkel wurde und jeder sich so nah am Lagerfeuer wie möglich in seine Decke rollte, war ihnen etwas unheimlich zu Mute. Aus der Ferne konnten sie fremdartige Laute hören. Das Platschen der Springer war ihnen bekannt, das Heulen aus dem Norden jedoch nicht. Die Nächte wurden kühler. Man konnte den kalten Lakritzwind spüren. Sie warteten sehnsüchtig auf den Sonnenaufgang.“ 
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